Dienstag, 5. Februar 2013

11 - A long way to Belo Horizonte

Montag, der 4.2.2013
(von Christian Pfefferkorn)

Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da. Habt ihr auch so gut geschlafen, na dann ist ja alles klar.
Wenn ein Tag so wunderschön beginnt ist alles drin. Heute bleibt die Dusche kalt, das Wasser ist hin.
Am frühen morgen, noch schläfrig und verträumt, glauben wir alle für einen kurzen Augenblick, dass die bisherige Busfahrt nach Belo Horizonte nur ein schlechter Traum gewesen ist.

Dieser Moment sollte nur von kurzer Dauer sein, als plötzlich das Rad unseres „Dreamliner“ von einem dieser „schwarzen Löcher“ auf der Straße magisch angesogen und verschluckt wurde.
Es ist 7:00 Uhr...kurz durchgerüttelt und die Truppe ist auch schon wieder hellwach, wenn sie den teilweise nicht ins SchleuderTRAUMa zurückgefallen ist! Auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat uns die Realität auch schon wieder eingeholt. Es erwarten uns noch 10 aufregende Stunden im „Dreamliner“! Ein kurzer Blick in die Runde verrät, dass mit viel Interpretationsgabe hier und da ein Funken Vorfreude zu erkennen ist.

Zu diesem Zeitpunkt fehlt jedoch noch ein geeignetes Mittel, welches für ein Überspringen der Funken (Vorfreude) sorgen könnte. Das ist insbesondere dann ganz schwer, wenn die nötige Sauerstoff (bei dem ein oder anderen „Brandbeschleuniger“) Zufuhr ausbleibt. Der Busfahrer ist dennoch stets bemüht gewesen. Wenn man in die versteinerten Gesichter schaut, muss dies wohl auch der Grund dafür sein, dass man einfach nicht das Gefühl los wird, in der zurückliegenden Nacht aufgrund des Sauerstoffmangels in Ohnmacht gefallen zu sein.

Glücklicherweise war da dieses eine „schwarze Loch“, welches uns reanimiert haben muss.
Mittlerweile haben wir uns mit den Schlaglöchern arrangiert. Allein der Gedanke, dass viele kleine „schwarze Löcher“ das Gefühl vermitteln in einem Massagesessel zu sitzen, ist Erleichterung genug. Außerdem wird das inzwischen sehr müde Sitzfleisch in Bewegung gehalten, von Samba Rhythmen kann jedoch noch nicht die Rede sein. Auf einer Beautyfarm würde das sicherlich richtig viel Geld kosten, hier erhalten wir es als Leistung inklusive.

Gegen Mittag erreichten wir die Busbahnstation des Busunternehmens, wo dem Bus eine Dusche verpasst wurde. Nach mittlerweile  20 Stunden Busfahrt hätten wir gerne getauscht. Bei der Ausfahrt aus der Station fällt uns ein Haufen verkohlter Koffer ins Auge. Über die Ursache möchten wir uns lieber keine genaueren Vorstellungen machen. In der Hoffnung selber nicht den „Highway to Hell“ zu wählen, setzten wir unsere Reise fort.

Nachdem wir den Zuckerrohr-und Maisfeldern beim Bäumchen-Wechsel-Dich-Spielchen zu schauen durften und über mögliche Verwendungszwecke derer phylosovierten sind die letzten 6 Stunden dann doch irgendwie wie im Fluge vergangen. Gegen 18:00 Uhr erreichen wir unser Ziel, Belo Horizonte. Belo Horizonte ist die Hauptstadt des Bundesstaates Minas Geranis und liegt im Südosten des Landes. Beim Erreichen des Busbahnhofes sind wir von der Lebendigkeit der Stadt überrascht und zugleich überzeugt, dass wir hier tolle und aufregende Tage erleben werden.

Blitzartig konnte man auch wieder die schon längst vergessene Vorfreude auf die kommenden Tage deutlich spüren. Da unser Hotel nur einen Katzensprung vom Busbahnhof entfernt liegt, musste nicht viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, so dass wir uns zu Fuss in Bewegung gesetzt haben. Dicht an dicht, wie an einer Perlenkette aufgezogen, zogen wir durch das Getümmel der total überfüllten Stadt. Direkt zu Beginn wurden wir vor einem Elektrofachhandel zu den Klängen von James Brown „...like a sex machine“ begrüsst, welche unüberhörbar über die gesamte Straße schallten. In Deutschland wäre wohl sofort das Ordnungsamt zur Stelle gewesen, hier ist die Beschallung der Nachbarschaft nichts ungewöhnliches. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens würde dies ohnehin nicht auffallen. Gefreut haben wir uns dennoch, obwohl wir uns nach einer 26 stündigen Busfahrt nicht unbedingt „like a sex machine“ gefühlt haben.

Kurz darauf haben wir dann auch das lang ersehnte Ziel erreicht. Das Hotel Sao Bento. Der Eingangsbereich konnte uns zunächst nicht wirklich überzeugen, dafür aber die Zimmer umso mehr.
Die Neugier auf die neue Umgebung ist so groß gewesen, dass wir uns trotz Erschöpfung nach einer halben Stunde bereits auf den Weg in die Stadt machten, um anschließend zu Essen. Hierbei wurden wir von einem offiziellen Alleinunterhalter begleitet, welcher uns mit seiner Live – Musik das Essen noch schmackhafter machte. Dieser wiederrum wurde von zwei Einheimischen Fans lautstark unterstützt, wobei man über deren Fähigkeiten und Zustand streiten konnte. Wir bedankten uns dennoch mit Händen und Füssen und zogen weiter. Im Getümmel ging uns dann noch eine Person verloren. Auf der Suche nach dieser Person führte uns unser Gespür in eine naheliegende Lokalität. Hier nahmen wir dann gemeinsam noch einige Verdauungssäfte zu uns, bevor es dann mit den ersten Eindrücken doch ziemlich schnell für alle ins Bett ging.
Dieses mal hoffentlich ohne Alptraum.

Christian Pfefferkorn

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